Hamburger IT-Strategietage, Bild: fabelzucker

Rückblick auf die Leitveranstaltung für die CIO-Community

Vom 19. bis 21. Februar 2025 fanden im Grand Elysée Hotel die diesjährigen Hamburger IT-Strategietage statt, die als Deutschlands führende IT-Fachkonferenz gelten. Über 1.500 CIOs und IT-Verantwortliche kamen vor Ort und auch digital zusammen, um sich über neue Entwicklungen, Strategien und Herausforderungen der digitalen Transformation auszutauschen.

Die IT-Strategietage kombinieren hochkarätige Keynotes mit praxisnahen Case-Studies und interaktiven Roundtables. Hier treffen visionäre Denker*innen auf Praxiserfahrene, um nicht nur Wissen zu teilen, sondern auch wertvolle Kontakte zu knüpfen. Gerald Höhne, Geschäftsführer bei der CONITAS und Dietrich de Fries vom Bereich Projektmanagement & Consulting schildern ihre Eindrücke von dem innovativen und thematisch intensiven Branchenevent.

Hallo Gerald und Dietrich, die Hamburger IT-Strategietage werden als jährliches Highlight des deutschsprachigen IT-Top-Managements bezeichnet. Was speziell macht diese Konferenz so besonders, im Vergleich zu den zahlreichen anderen Branchenevents?

Gerald: Die Hamburger IT-Strategietage gehören für mich zu den schönsten „Pflichtterminen“ des Jahres und ich hatte wie auch in den Vorjahren das Glück, über meine Kontakte eine kostenlose Einladung zu erhalten. Es ist die größte Veranstaltung in Deutschland, die aufzeigt, was die IT vor allem auch für Behörden leisten kann. Dabei geht es weniger um technische Details, sondern vielmehr darum, mit anderen IT-Entscheidern aus der DACH-Region in die Diskussion zu kommen. Auch wenn das Event von den großen Digitalfirmen gesponsert wird, und die natürlich auch entsprechend dort präsent sind, hat man trotzdem genügend Freiraum zum Netzwerken und zum Austausch.

Interessant ist es vor allem, branchenübergreifend Erfahrung abzufragen. Sind unsere Themen, welche die CONITAS beschäftigen, auch die, die der deutsche Mittelstand im Allgemeinen oder zum Beispiel auch die Finanzbranche hat? Die Finanz- und Großindustrie sind bei vielem ein Vorreiter, der Public Bereich läuft etwas hinterher. Deshalb war es spannend, zu hören, was macht eigentlich eine Allianz, eine Axa und was können wir von denen lernen.

Dietrich: Ich habe wie Gerald schon öfters bei den Hamburger IT-Strategietagen teilgenommen und auch für mich als IT-Managementberater ist insbesondere der Austausch in der CIO-Community sehr wichtig. Und auch, dass man hört, wie lösen die anderen ihre Herausforderungen, was funktioniert gut und was nicht. Neben Meilensteinen und Best Practices spielt deshalb Selbstkritik auch eine große Rolle.

Das Programm in Hamburg war breit gefächert und umfasste Keynotes, Case-Studies, Live-Sessions und Diskussionen in kleiner Runde, auf dem Programm standen Themen wie (Generative) KI, Digital Mindset, IT-Security, User & Customer Experience, und mehr.
Welche der Themen oder Speaker möchtet ihr besondere hervorheben?

Dietrich: Wie bereits im letzten Jahr stand Künstliche Intelligenz und Prozesseffizienz besonders im Fokus und hat klassische Konferenzthemen wie „Digitale Geschäftsmodelle“ abgelöst. Es war spannend, Einblicke in Use Cases von anderen zu erhalten. Ein Vortrag aus der chemischen Industrie beleuchtete gut nachvollziehbar, wie man bisher händische Produktionsprozesse nun komplett mit KI steuern kann. Auch war für mich überraschend, wie weit manche Firmen schon beim Einsatz von KI-Agentensystemen sind.

Gerald: Es gab auch eine interessante Präsentation von Axa aus der Schweiz mit einem Beispiel, wie sie KI im Unternehmen eingeführt haben und wie auch die Fachbereiche die Lösung angenommen haben: das ist bei uns schwieriger, auch sicherheitstechnisch. Der Vortrag von Axa hat Beispiele gebracht, wo nachweislich ein hoher Nutzen für Verwaltung und Finanzwirtschaft ableitbar ist. Ein Beispiel ist die Bilderkennung von Schäden: über KI wird automatisch erkannt, ob ein Betrugsversuch dahinterstecken könnte. Oder ob die beschädigte Fensterscheibe vom Auto reparabel ist oder ob sie ausgetauscht werden muss.

Ein anderes Beispiel kam aus der Medizin; das oscare-System, eine SAP-basierte IT-Plattform für Krankenkassen, welche das gesamte Sozialgesetzbuch „geschluckt“ hat. Wenn Fragen zum Beispiel zum Thema Zahlungsbewilligung aufkommen, weiß das System die gesamte Rechtslage und kann darstellen, was geht und was nicht. Und solche Systeme können sich selbstlernend weiterentwickeln. Solche thematischen Impulse sind für uns als CONITAS im Bezug auf unsere Arbeit für unsere Kunden sehr wertvoll.

Was mich noch positiv überrascht hat: Cloud ist hier kein Diskussionsthema mehr, entweder sind sie alle schon in der Cloud oder haben Cloud-Lösungen etabliert, der Zug ist schon abgefahren.

Dietrich: Spannend war für mich auch die Verbindung von KI und Robotics Process Automation (RPA), also die Automatisierung immer wiederkehrender, zeitintensiver (Verwaltungs-)Tätigkeiten. Dazu hat Lufthansa Systems interessante Einblicke gegeben. Dieses und die zuvor genannten Punkte kann ich nun mitnehmen zum Kunden und mit unseren Auftraggebern in den Fachbereichen besprechen.

Gerald: Ja, das Thema KI-Agenten ist mir auch besonders in Erinnerung geblieben: dass nicht nur Beschaffungen selbstständig von KI vorgenommen werden, sondern auch die Entscheidungswege vorweg.

2025 fand die 23. Auflage der Strategietage statt; die Organisatoren beschreiben das Event auch als „das Klassentreffen“ der CIO Community. Das heißt, die Konferenz ist auch eine wichtige Konstante in unserer sich rasant verändernden, digitalen Geschäftswelt?

Gerald: Ich war zwei Jahre nicht da und war überrascht, wieviel sich verändert hat. Dennoch habe ich alte Bekannte wiedergetroffen, auch aus meiner Zeit, als ich in Freudenstadt gearbeitet habe und damals ein CIO-Netzwerk für den Nordschwarzwald gegründet habe. Auf der Veranstaltung haben über 30 CIOs und “IT-Bekannte” teilgenommen, die ich belastbar kenne und mit denen ich in den tieferen Informationsaustausch einsteigen kann.

Dietrich: Wenn wir gerade vom Netzwerken sprechen, für mich ist der Kontakt zu VOICE, dem Bundesverband der IT-Anwender, besonders wertvoll. VOICE bringt die CIOs führender Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen zusammen, möglicherweise wäre eine Mitgliedschaft auch für die CONITAS interessant.

Welche Trends oder Herausforderungen aus den Diskussionen nehmt ihr für die kommenden Monate mit?

Dietrich: Mich haben die pragmatischen Lösungsansätze aus dem Mittelstand beeindruckt. Die kleineren Firmen haben ja auch die Herausforderungen wie die großen, was komplexe Systemlandschaften, IT-Security etc. angeht. Aber sie haben viel weniger Budget, um diese Herausforderungen zu lösen und müssen diese deshalb anders angehen.

Gerald: Eine wichtige Erkenntnis, die ich erneut mitgenommen habe, ist, dass auch innerhalb der öffentlichen Verwaltung die Nutzenbetrachtung und das unternehmerische Denken einen größeren Schwerpunkt bekommen haben. Bei vielen Institutionen ist zu hören, es geht nicht darum, Geld zu sparen, sondern, die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung sicherzustellen – wenn in den nächsten Jahren 20 bis 30 Prozent der Beschäftigten durch den demografischen Wandel wegbrechen. Ich glaube, dass sich das nur mit zusätzlichem Technologieeinsatz lösen lässt.

Man könnte sagen, ein goldenes Zeitalter für die CONITAS, aber auch wir müssen aufpassen, dass wir die uns zur Verfügung stehenden Mittel so einbringen, dass mit Innovationen und dem Technikeinsatz ein hoher Nutzen für unsere Gesellschafter erreicht wird.

 

Bild: fabelzucker